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Sanfte Krampfaderentfernung mit Kochsalzlösung

Die häufigste Methode zur Entfernung von Krampfadern ist immer noch die Operation, das sogenannte Stripping, bei der die geschädigten Vene unter Vollnarkose durch Hautschnitte herausgezogen wird. Moderner ist die Radiowellen- oder Lasertherapie. In manchen Praxen werden die Venen auch verödet, indem man Flüssigkeit oder Schaum im die Venen einspritzt. Alle diese Methoden haben ihre Risiken und Nebenwirkungen. Dabei gibt es ein sanfteres Verfahren, mit dem die Krampfadern nebenwirkungsfrei und zuverlässig verschwinden, die sanfte Krampfaderentfernung nach Prof. Linser mit konzentrierter Kochsalzlösung.

Was sind Krampfadern eigentlich?

Krampfadern sind Venen, die ihre Funktion weitgehend verloren haben. Betroffene Menschen leiden nicht nur unter dem Erscheinungsbild, Krampfadern sind auch ein medizinisches Problem. Sie führen zu Wassereinlagerungen, verursachen geschwollene, oftmals schmerzende Beine, nächtliche Krämpfe und begünstigen Thrombosen und Embolien. Im späteren Verlauf können Krampfadern zum Ulcus cruris, dem sogenannten “offenen Bein”, führen.

In der Medizin stand man dem Phänomen der Krampfadern lange Zeit ratlos gegenüber. Es waren einige Heilpflanzen bekannt, mit denen vorbeugend und lindern behandelt werden kann. Allen voran war und ist die Rosskastanie im Einsatz, dessen Extrakt Aescin enthält, das die weiche Venenwand stabilisiert. Dadurch verbessert sich der Blutfluss und die Schwellungen gehen zurück. Heilpflanzen wie Buchweizen, Mäusedorn, Hirtentäschel oder Weinrebe haben eine ergänzende Wirkung, kräftigen das Bindegewebe, erhöhen den Tonus in der Muskulatur der Venenwand, verbessern die Fließeigenschaften des Blutes. Durch Heiltees aus einer Kombination dieser Pflanzen wirken lindernd auf die Beschwerden. Im Vordergrund stand aber das Wickeln der Beine mit elastischen Binden, mit denen die Adern zusammengedrückt wurden. Heutzutage verwendet man Kompressionsstrümpfe. Die Venenwand wird indirekt gestärkt, eine weitere Dehnung der Ader sowie eine weitere Verschlechterung werden verhindert. Manche Patienten tragen jahrzehntelang Kompressionsstrümpfe und es treten in all den Jahren keine Verschlechterung ein. Jedoch gibt es wesentlich mehr Patienten, die sich entweder weigern, die mühselige Prozedur des Anziehens auf sich zu nehmen und den ganzen Tag die Beine eingequetscht zu haben oder es zwar widerwillig tun, aber händeringend nach Alternativen suchen.

In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelte der amerikanische Chirurg William Babcock eine Technik, mit der die große Rosenvene (V. saphena magna), die von der Leiste bis unter den Innenknöchel verläuft, herausgezogen werden kann. Diese Operation wird seither unverändert angewandt. Technische Entwicklungen wie die Radiowellen- oder Lasertherapie haben diese Methode kaum beeinflussen können, da die modernen Methoden überwiegend nur dort angewandt werden, wo die Ader dick und gerade genug ist, um einen Katheter vorschieben zu können. Alle anderen werden mit der Methode nach Babcock herausgezogen.

Im späten 19. Jahrhundert begann man mit Verödungsmaßnahmen. Zunächst spritzte man Phenol in die Vene ein, eine aromatische Säure, die aus Petroleum gewonnen wird. Phenol ist für den Körper giftig und verursacht eine Entzündung der Krampfader und dananch eine Verhärtung, die häufig im Körper verbleibt, da das Phenol mit Bindegwebe eingemauert wird. Ähnliche Wirkungen haben das bei der Schaumverödung benutze Polidocanol (Aethoxysklerol) oder Acrylatkleber.

Wesentlich sanfter können die Krampfadern mit konzentrierter Kochsalzlösung entfernt werden. Mit dieser Lösung wird ein scharfer Reiz an der Innenschicht der geschädigten Vene gesetzt und damit gezielt eine Entzündung der Vene provoziert, die zu einer vollständigen Auflösung führt. Diese Methode wurde Anfang des letzten Jahrhunderts von Prof. Dr. Paul Linser an der UniversitätTübingen entdeckt und entwickelt, wobei bald als entscheidender Unterschied zu den anderen Methoden die langfristige Auflösung der Krampfader auffiel. Bei der Verödung mit Schaum ist oftmals nach Jahrzehnten noch ein harter Strang unter der Haut tastbar. Die Verwendung von Kochsalz ermöglicht es dem Körper, die Verhärtung vollständig aufzulösen, da Kochsalz eine körpereigene Substanz ist.

Methode der sanften Krampfaderentfernung

Zuerst erfolgt eine gründliche optische und manuelle Voruntersuchung des betroffenen Beines, ggf. eine Ultraschalluntersuchung zur Beurteilung der tiefen Beinvenen und der Venenklappen und die Aufklärung des Patienten. Bei der anschließend ambulant durchgeführten Behandlung wird konzentrierte Kochsalzlösung in die betroffene Krampfader injiziert. Dadurch kommt es zu einer starken Reizung der ohnehin geschädigten Innenschicht der Krampfader. Es kommt zu einem Druck- bzw. Krampfgefühl in der Vene, das die Stärke eines Wadenkrampfes haben kann. Nach ca. 1 Minute klingt diese Empfindung wieder vollständig ab. Durch das Kochsalz wird eine Entzündung ausgelöst, die meist erst Tage später zu spüren ist und in deren Verlauf sich die Ader verhörtet. Die verhärtete Ader wird dann innerhalb von 6 – 8 Monaten vom Körper vollständig abgebaut. Es können nicht nur die Hauptäste der Krampfader verschlossen werden, sondern auch Seitenäste, wodurch insgesamt das Risiko der Neubildung reduziert wird.
Gesunde Venenwände werden durch die Kochsalzlösung nicht in Mitleidenschaft gezogen. Es gelingt nicht, bei der oben angegebenen Technik in gesunden Venen eine Verödung zu erzielen. Sie reagieren gar nicht auf die Kochsalzlösung.

Es gibt keinerlei Allergie- oder Unverträglichkeitsrisiko, da keine körperfremden Substanzen verwendet werden. Natriumchlorid ist eine Substanz, die sich zu durchschnittlich 700 g im menschlichen Körper befindet. Die verwendete Menge spielt sich im Bereich von wenigen Gramm ab, so dass keinerlei Gefahr durch zu viel Kochsalz im Körper besteht. Empfindlichen Menschen wird es kurz warm und sie bkommen Durst.

DieMethode ist außerordentlich schonend im Vergleich zu anderen Methoden. Es gibt keinen operativen Eingriff, keine Narkose und keine Hautschnitte. Dadurch entfallen die damit verbundenen Risiken und Nebenwirkungen wie das Narkoserisiko, Blutungen, Gefäß- und Nervenverletzungen, tiefe Beinvenenthrombose, Lungenembolie und Narbenbildung. Ein Wickeln der Beine und das Tragen von Stützstrümpfen ist nach der ambulant durchgeführten Behandlung nicht nötig. Viele Patienten haben direkt nach der Behandlung das Gefühl von leichteren Beinen und mehr Vitalität, da dem Kreislauf wieder mehr Blut zur Verfügung steht und somit die Sauerstoffversorgung wiede besser funktioneirt.

Risiken

Wenn hoch konzentrierte Kochsalzlösung sehr schnell gespritzt wird, kann sich die verdickte Vene innerhalb einer Minute auflösen. Die Lösung dringt durch die Venenwand bis ins Bindegewebe vor. Dies macht sich durch ein scharfes Brennen bemerkbar. Diese Reaktion kann durch nachspritzen von Wasser (0,9 % Kochsalzlösung) beendet werden. Sollte das nicht gelingen, ist eine plötzliche heftige Entzündung im Bindegewebe die Folge mit der Gefahr der Geschwürbildung. Diese Geschwüre machen im schlimmsten Falle die Wundversorgung durch einen Chirurgen notwendig. Es kann zur Narbenbildung kommen. Diese Gefahr kann zwar nicht ganz ausgeschaltet werden, aber mit bestmögliches Material (Venenverweilkanülen, die das Durchstechen der Venenwand beim Umlagern der Patienten verhindern), sowie der individuellen Anpassung der Konzentration und dem langsamen Einspritzen der Lösung kann dieses Risiko stark reduziert werden.

Sollten zu viele Venen auf einmal verödet werden kann es in seltenen Fällen zu einer vorübergehenden Abflußstörung führen, die im Extramfall das Tragen von Stützstrümpfen notwendig machen, bis andere Venen die Funktion der Verödeten übernimmt und der Blutabfluß aus dem Bein wieder vollständig funktioniert.

Bei einer Entzündung der Haut kann es je nach Veranlagung zu Pigmenteinlagerungen kommen, die nur sehr langsam wieder verblassen. Durch kühlen und Salben der betroffenen Hautstellen kann dieses Risiko verringert, aber nicht ganz ausgeschaltet werden.

Dr. med Sundaro Köster und Dr. med. Bernd Rieger haben die Methode weiterentwickelt und beispielsweise die Konzentration stark verringert. Häufig reichen 13 % aus, was die Methode nochmal wesentlich schonender und risikoärmer macht.

Ein Nachteil der Methode ist, dass die konkrete Wirkung nie genau vorhersehbar. Manchmal stellt man beim Kontrolltermin nach 3 Monaten fest, dass das Ergebnis nicht vollständig ist. Bei manchen Menschen bleibt der Verschluss ganz aus, weil die Konzentration zu schwach gewählt wurde oder weil zu wenig Kochsalz gespritzt wurde. In sehr seltenen Einzelfällen sind die Krampfadern auch mit einer größeren Menge 27 %iger Lösung nicht zu verschließen. Die Mehrzahl der Patienten sind jedoch nach dem ersten Mal zufrieden, weil die Beschwerden verschwunden sind und das optische Ergebnis schon zufriedenstellend ist – und das alles ohne örtliche Betäubung oder Vollnarkose, ohne Krankschreiben oder Wickeln. Sie fühlen sich nach der Behandlung besser, da sich das Bein innerhalb kürzester Zeit durch die verbesserte Durchblutung leicht anfühlt. Eine Emboliegefahr besteht im Gegensatz zu einer Operation nicht.

Ein weiterer Vorteil der Kochsalzmethode liegt darin, dass jede Vene behandelt werden kann, von kleinen Besenreisern bis hin zu 2 – 3 cm dicken Krampfadern. Allerdings ist das Veröden von Besenreisern eine Kunst, die man wohl nie ganz beherrschen kann. Besenreiser können nur in mehreren Anläufen zufriedenstellend entfernt werden. Große Venen werden oftmals zunächst schwächer behandelt, damit die Entzündungsreaktion möglichst nicht die benachbarte Haut erfasst und Verfärbungen auslöst. Dadurch schrumpfen die Venen möglicherweise nur, bis sie dann innerhalb eines Jahres durch mehrere Behandlungen verkleben. An diesen Beispielen sieht man, dass es in vielen Fällen nicht ausreicht, die Krampfadern einmal zu behandeln, sondern es kommt auch vor, dass mehrere Termine notwendig sind bis das Ergebnis für beide Seiten zufriedenstellend ist. Jede Behandlung ist anders und ein erfahrener Therapeut wird sich individuell auf die Gegebenheiten einstellen.

Ursachen von Krampfadern

Krampfadern sind eine sogenannte Zivilisationskrankheit und sind bei Naturvölkern so lang weitgehend unbekannt, bis sie mit der sogenannten zivilisierten Welt in Berührung kommen und ihre Lebensweise und Ernährung kopieren. Daher ist davon auszugehen, dass Ernährung und Bewegungsmangel eine wesentliche Rolle spielen. Auch Genetik und Alter sind Faktoren, die dazukommen. Nicht zu vernachlässigen ist allerdings auch die Psyche. Der Mensch ist ein Psychosomatisches Wesen, und auch Krampfadern sind eine psychosomatische Erscheinung, die wahrscheinlich durch unterschiedliche Formen des seelischen Drucks entstehen. Oftmals kann man während der Behandlung feststellen, dass sich auch in der Seele des Menschen etwas tut. Den Patienten wird plötzlich manches bewusst und die Menschen fangen an von Dingen zu sprechen die zum Ort und Aussehen der Krampfader passen. Häufig liegen auch Traumen wie Unfälle zugrunde. Viele Patienten fühlen sich nach der Behandlung fröhlich, ausgelassen und beschwingt.

Jeder Körper reagiert anders auf die Kochsalzlösung, und ob ein Mensch bereit ist, seine Vene und damit seinen seelischen Konflikt gehen zu lassen, merkt man schon bei der Behandlung am Spannungszustand. Manchmal fließt die Lösung so schnell, dass sie sofort vom Fuß bis in die Leiste fließt. Ein anderes Mal wird die Lösung überhaupt nicht transportieren, sie verbleibt um die Einstichstelle, und der Druck im Spritzenstempel ist so hoch, als würde man direkt ins Gewebe spritzen.

Vor- und Nachteile

Vorteile der Methode

Keine Narben

Keine Anästhesie

Keine Kompressionsstrümpfe

Keine Thrombose- oder Emoliegefahr

keine Nervenschäden

keine Verletzung anderer Adern

sofort wieder fit

preisgünstig (300 Euro pro Bein)

Nachteile de Methode

Unzureichender Verschluss bei schwacher Behandlung

Entzündung oder Geschwüre bei zu starker Behandlung

Verfärbung der Haut möglich

Weiterführende Literatur:

B. Rieger: Venenschwäche, Krampfadern, Hämorrhoiden, Besenreiser. Naturheilkunde und Schulmedizin, Herbig, München 2010

S. Köster, B. Rieger: Krampfadern schonend und natürlich entfernen, Kopp, Rottenburg a.N. 2012

B. Rieger: Psychologische Venentherapie, Createrspace, Bamberg 2013

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